Rückblick: Ausstellungseröffnung Mensch Macht Milch


Aus der Lokalpresse (AZ)
Für faire und gerechte Preise (Allgemeine Zeitung, 29.08.2011)

Von Christine Jäckel

AUSSTELLUNG Die Situation von Milchbauern in Europa und Afrika

Viele Verbraucher interessiert heute, wo ihre Nahrungsmittel herkommen und wie sie erzeugt werden. Und beim Grundnahrungsmittel Milch haben die deutschen Bauern 2008 und 2009 mit ihren Aktionen dafür gesorgt, dass die Öffentlichkeit auf den Preisverfall aufmerksam wurde. Die Ausstellung „Mensch Macht Milch“ im Dietrich-Bonhoeffer-Haus macht noch bis zum 8. September auf die Situation der Milchbauern weltweit aufmerksam.

Die 19 Tafeln der Ausstellung zeigen Porträts von Milchbäuerinnen und Milchbauern in Europa und Afrika. Wie der Untertitel „EU-Agrarpolitik und bäuerliche Landwirtschaft in Nord und Süd“ ankündigt, zeigen die Schlaglichter auf die einzelnen Höfe in Deutschland, Frankreich oder Burkina Faso auch Hintergründe und Zusammenhänge auf. Ilse Rapp vom Vorstand des Weltladens hat die Ausstellung nach Bad Kreuznach geholt, und gemeinsam mit dem Regiomarkt, dem Kirchenkreis An Nahe und Glan und dem Netzwerk am Turm wurde das Ausstellungsprojekt geschultert.

„Wenn Sie oder ich heute einen Liter Milch aus dem Kühlregal im Supermarkt nehmen, wissen wir in der Regel nicht, wo der Hersteller seinen Stall hat, wie viele Tiere er hält, wie er sie füttert und welchen Preis er für seine Milch bekommt“, erläuterte Rapp. Die Antworten auf diese Fragen gehören zum Kerngeschäft der Weltläden, wie Rapp weiter ausführt: „Wir wollen faire und gerechte Preise für die Erzeuger und setzen uns für eine umwelt- und tiergerechte Landwirtschaft und für die Förderung von Kleinproduzenten und regionalen Anbietern ein.“ Aktuell bemüht sich das Team des Regiomarktes darum, das vorhandene Angebot an Milchprodukten durch Frischmilch aus der Region zu erweitern. Wie Ute Ackermann vom Regiomarkt festgestellt hat, kein leichtes Unterfangen, da es an lokalen Molkereien mangelt.

Die Texte zu den Fotos von „Mensch Macht Milch“ erklären auch, welche Motive die Milchbauern antreiben, welche Position sie zur Gentechnik einnehmen und wie ihre Erfahrungen mit Milchquote und Exportsubventionen sind. Sie zeigen Kontraste wie den Musterbauernhof mit 28 Tieren in Baden-Württemberg und die Agrargenossenschaft mit 625 Milchkühen in Sachsen-Anhalt, die Milchbäuerin in Burkina Faso, die mit der Milchleistung ihrer vier Kühe ihre Familie ernährt, und ihre deutsche Kollegin, die jeden Tag 50 Milchkühe zu melken hat, aber ohne die Agrarsubventionen ihren Betrieb schließen müsste.

Trotz moderner Technik und Rekorderträgen ist man weiter denn je von den Zielen entfernt, den Hunger zu bekämpfen oder kostendeckende Preise für Nahrungsmittel zu erzielen. „Mensch Macht Milch“ zeigt Hintergründe auf. An den Bauernhof ihres Großvaters kann sich Initiatorin Ilse Rapp noch gut erinnern. Foto: Christine Jäckel Trotz moderner Technik und Rekorderträgen ist man weiter denn je von den Zielen entfernt, den Hunger zu bekämpfen oder kostendeckende Preise für Nahrungsmittel zu erzielen. „Mensch Macht Milch“ zeigt Hintergründe auf. An den Bauernhof ihres Großvaters kann sich Initiatorin Ilse Rapp noch gut erinnern. Foto: Christine Jäckel

5 Jahre Weltladen und RegioMarkt – Jubiläum am 03.09.2011

Am Samstag, 3. September Markttag – 5 Jahre Projekt „Global und regional: Fair“

Anlässlich des Markttages auf dem Gelände zwischen Weltladen und MarktHaus in der Hans-Schumm-Straße feiern Weltladen & RegioMarkt Jubiläum:

5 Jahre gemeinsames Ladengeschäft

von Weltladen und RegioMarkt

in dem Projekt „Global und regional: Fair“

(zum Vergrößern auf das Bild klicken)






Impressionen vom Weltladentag 2011

Aufforderung zur Agrarwende: „Öko und Fair ernährt mehr“


Politiker des Stadtrates und den Fraktionen starteten mit einem fairen, regionalen und vitalen Frühstück im Weltladen & RegioMarkt. Hier u.a. Heike Kaster-Meurer, Carsten Pörksen, Michael Henke, Gregor Sickel:

Einstimmung mit Hintergrundinformationen von Herrn Levsen vom Weltladen zum konsumkritischen Stadtrundgang mit den Schwerpunkten Textilien, Kakao und Kaffee:

Pressestimmen:

Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach

Wissen, was in die Tüte kommt

24.05.2011 – BAD KREUZNACH

Von Beate Vogt-Gladigau

FAIRER HANDEL Konsumkritischer Stadtrundgang sollen Verbrauchern Zusammenhänge bewusst machen

Globaler Handel bedeutet auch: Produziert wird, wo es am billigsten ist. Unter dieser Taktik darben aber Menschen, die unter unwürdigen Arbeitsbedingungen die Profitmaximierung von Konzernen mit Ausbeutung und Gesundheit bezahlen.

Am Tag des Weltladens holten Ilse Rapp und Ute Ackermann vom Vorstand des Bad Kreuznacher Weltladens mit der Aktion „Konsumkritischer Stadtrundgang“ Politiker mit ins Boot, um durch Themenschwerpunkte an mehreren Stationen auf Ausbeutung und Gesundheitsgefährdung aufmerksam zu machen. Bei dieser Premiere, die als „Entdeckungsreise“ den Zusammenhang zwischen Globalisierung und nachhaltigem Konsum aufzeigte, lauschten aber auch Passanten den Ausführungen.

Konsumenten tragen Verantwortung

„Wir tragen Verantwortung. So, wie wir einkaufen beeinflussen wir das Leben von Menschen in anderen Ländern“, betonte Karsten Levsen, Mitarbeiter des Weltladens, die Vernetzung von ökologischen und sozialen Missständen in Entwicklungs- und Kaufverhalten in den Industrieländern. Durch Druck des Konsumenten kann das Angebot im Interesse einer fairen und gerechten Welt positiv beeinflusst werden. Natürlich waren die Stationen Kleidung, Kaffee, Kakao und Schokolade – beispielhaft – an bestimmte Geschäfte in der City gekoppelt, aber Aufklärung stand im Vordergrund, nicht Diffamierung. Deutlich wurde auch die Abgrenzung der verschiedenen Siegel. Die Auszeichnung Bio-Ware bezieht sich auf den Anbau und die Produktion ohne Pestizide, während das Label „Fair Trade“ den Handelskontakt mit Arbeitern und Kleinbauern beschreibt, die durch einen gerechten Lohn eine Existenzgrundlage erhalten und nicht an den sozialen Rand gedrängt werden.

Start und Ziel der Exkursion war der Weltladen in der Hans-Schumm-Straße, dessen Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt und zu fairen Preisen gehandelt werden. Den Part der Bekleidung hatte eindrucksvoll Karsten Levsen übernommen, der den Anbau von Baumwolle in subtropischen Ländern unter Einsatz von extrem viel Pestiziden schilderte. In Indien wird die Hälfte dieser toxischen Spritzmittel auf Baumwollplantagen eingesetzt, die aber nur fünf Prozent der gesamten Ackerfläche umfassen.

Kinder durch Pestizide gefährdet

450 000 Kinder, die besonders gefährdet sind, arbeiten auf diesen Plantagen. Levsen wünscht sich, dass Bio-Ware von großen Unternehmen verstärkt angeboten wird. Es gebe sie, aber man müsse erst gezielt nach kontrolliert gehandelten Produkten mit Gütesiegel fragen, kritisierte Levsen. Immens ist auch die Bewässerung von Baumwollpflanzen: Für eine Jeans werden 40 000 Liter Wasser benötigt. Levsen „schneiderte“ auch fiktiv eine Jeans „nach Maß“ – von der Baumwollkapsel bis zur kaufreifen Ware. Bei dieser globalen „Entwicklungsreise“ zu den jeweils preisgünstigsten Produktionsstätten zum Färben, Weben, für Zuschnitt Konfektionierung und Sandbestrahlung schafft es die Hose auf 40 000 Kilometer. Schuld an dieser Prozedur seien auch die niedrigen Transportkosten. Der Kreislauf geht noch weiter: Die einstige Lieblings-Jeans landet, wenn sie ausgedient hat – eventuell in Afrika.

Auch die Informationen von Ilse Rapp über den Anbau von Kaffee deckten sich mit menschenverachtenden Arbeitsbedingungen wie bei der Baumwolle: Pestizideinsatz ohne Schutzkleidung, geringem Lohn und mühsamer Ernte mit der Hand, da die Bohne nicht maschinell gepflückt werden kann. Geschätzt wird, dass rund 125 Millionen Kleinbauern und Arbeiter vom Kaffeeanbau abhängig sind.

Kaffe und Schokolade selten sind fair gehandelt

Deutschland zählt zu den größten Abnehmern von Importkaffee, jeder Deutsche trinkt durchschnittlich vier Tassen pro Tag (in der Rankingliste noch vor Bier!). Das entspricht 6,7 Kilo pro Jahr. Rapp fordert, dass vor allem große Röstereien fair gehandelten Kaffee ins Sortiment nehmen.

Nur zwei Prozent fair gehandelte Schokolade steht in Deutschlands Regalen, betonte Sophie Haasis. 9,5 Kilogramm schnabuliert aber jeder Deutsche im Jahr. Die weltweit größte Kakaoproduzentin ist die Elfenbeinküste. Dort schuften 600.000 Minderjährige auf den Plantagen, 12.000 sind Sklaven aus den Nachbarstaaten Mali, Togo und Burkina Faso. Seit zehn Jahren gibt es zwar die International Cocoa Initiative von großen Markenfirmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Abschaffung der Kinderarbeit – bislang mit geringem Erfolg. Hinzu kommt: Nur wenige Konzerne teilen sich den Markt und haben daher auch enormen Einfluss auf Branche und Preise.

Zu einem „Konsumkritischen Stadtrundgang“ hatte Ilse Rapp (vorne recht) vom Vorstand des Weltladens/RegioMarkts am „Tag des Weltladens“ eingeladen. Eine der Stationen hatte auch die LiHi-Schülerin Sophie Haasis (vorne links) übernommen und sprach über fair gehandelten Kakao. Fotos: bev

Zu einem „Konsumkritischen Stadtrundgang“ hatte Ilse Rapp vom Vorstand des Weltladens/RegioMarkts am „Tag des Weltladens“ eingeladen. Eine der Stationen hatte auch die LiHi-Schülerin Sophie Haasis (vorne links) übernommen und sprach über fair gehandelten Kakao. Fotos: bev

ANGEBOT DER WELTLÄDEN

Sophie Haasis hatte mit Freunden das Seminar „Weltbewusster Stadtrundgang“ in Worms besucht. Angeboten wurde es vom Dachverband der Weltläden. Die Schülerin der 12. Klassenstufe des Lina-Hilger-Gymnasiums erfuhr dort ebenso wie Jule Lagoda, wie „Konsumkritische Rundgänge“ effektiv anzubieten sind.

Je nach Altersgruppe und Interesse können auch die Themenschwerpunkte Papier, Fleisch, Fisch, Banken oder Blumen kritisch betrachtet werden. Haasis und Lagoda möchten in Zukunft als junge Menschen für junge Menschen, unter anderem auch für jüngere Lehrer, solche Stadtrundgänge ausrichten. Sie könnten außerdem Teil von Projekten für Religions-, Ethik- oder Sozialkundeunterricht sein.

Faire Vielfalt !


In unserem Weltladen erhalten Sie eine große Auswahl von Köstlichkeiten aus aller Welt.

Wir führen zum Beispiel ca. 30 Sorten Kaffee.
Ob gemahlen oder ganze Bohne, mit oder ohne Koffein, von der Alltagsmischung bis zum ganz besonderen Wild-Kaffee.



Bei Tee, Honig oder Schokolade haben wir eine ähnlich große Vielfalt und meist etwas ganz Besonderes zu bieten.
In unseren Regalen finden Sie exotische Feinkost, Saucen, Chutneys und Gewürze aus „aller Herren Länder“.

Unsere Produkte sind meist auch in Bio-Qualität erhältlich, immer jedoch sind unsere Produkte aus Fairem Handel, der die Produzenten unterstützt und die Situation in deren Ländern berücksichtigt.

Schauen Sie doch mal vorbei!